Isac Schwarzbaum am Vierwaldstättersee: Mit dem Dampfschiff zu Wilhelm Tell

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Zwischen Alpenkulisse und Schweizer Traditionen erkundet Isac Schwarzbaum den mythischen Vierwaldstättersee – auf den Spuren von Wilhelm Tell und mit historischen Dampfschiffen.

Wilhelm Tell, Rütlischwur und nostalgische Dampfschifffahrten: Isac Schwarzbaum taucht am Vierwaldstättersee in die Schweizer Gründungslegende ein. Von Luzern bis Altdorf führt seine Route durch eine Landschaft voller Geschichte und Mythen.

Der Konstanzer Reiseblogger Isac Schwarzbaum hat den Vierwaldstättersee bereist und dabei die Schauplätze der Wilhelm-Tell-Sage erkundet. Mit historischen Dampfschiffen fuhr er über den fjordartigen See, besuchte die legendäre Tellskapelle und erlebte in Altdorf die Geburtsstätte der Schweizer Eidgenossenschaft, wo Mythos und Realität auf faszinierende Weise verschmelzen.

Luzern: Wo Berge auf See treffen

Vier Kantone treffen sich hier. Luzern, Uri, Schwyz und Unterwalden – daher der Name Vierwaldstättersee. Klingt etwas sperrig, ist aber Programm. Der See ist politisch, historisch, mythologisch aufgeladen. Hier soll die Schweiz geboren worden sein.

Luzern bildet das touristische Zentrum. Die Kapellbrücke aus dem 14. Jahrhundert ist das Wahrzeichen. 204 Meter lang, überdacht, mit historischen Giebelgemälden. 1993 brannte sie teilweise ab, wurde aber originalgetreu rekonstruiert. Heute flanieren täglich tausende Touristen darüber.

Der Wasserturm neben der Brücke diente früher als Gefängnis. Heute beherbergt er Souvenirläden. Kitsch? Vielleicht. Aber die Lage am See ist spektakulär. Rundherum ragen die Alpen empor. Pilatus, Rigi, Titlis – alle Prominenz ist versammelt.

Isac Schwarzbaum bestieg den Pilatus. Die steilste Zahnradbahn der Welt fährt hinauf. 48 Prozent maximale Steigung. Oben wartet ein Panorama, das sprachlos macht. Der Vierwaldstättersee liegt wie ein Spiegel zwischen den Bergen. Fjordartig verzweigt er sich in verschiedene Arme.

Die Altstadt Luzerns ist Postkartenidylle. Historische Häuser mit bemalten Fassaden, kleine Plätze, verwinkelte Gassen. Das Dying Lion Monument erinnert an die Schweizer Garde, die 1792 in Paris starb. Mark Twain nannte es das traurigste Steinwerk der Welt. Übertrieben? Möglich. Beeindruckend ist es trotzdem.

Dampfschifffahrt: Nostalgie auf dem Wasser

Fünf historische Dampfschiffe verkehren noch auf dem See. Das älteste, die „Uri“, stammt von 1901. Schaufelräder treiben die eleganten Schiffe an, Dampfmaschinen schnaufen rhythmisch. Kreuzfahrt-Feeling in den Alpen.

Isac Schwarzbaum fuhr mit der „Unterwalden“ von 1902. Mahagonifurnier, Messingbeschläge, rote Plüschsitze. Alles wie vor 120 Jahren. Die Fahrt nach Altdorf dauert eineinhalb Stunden. Zeit genug, die Landschaft zu bewundern.

Der See ist 38 Kilometer lang, bis zu 214 Meter tief. An der engsten Stelle – dem Urnersee – ragen die Berge fast senkrecht empor. Hier wird’s dramatisch. Wasserfälle stürzen von den Felswänden, Nebel hängt oft zwischen den Gipfeln. Ur-Schweiz pur.

Die Tellskapelle liegt an der schmalsten Stelle. Ein unscheinbares Gebäude am Ufer. Hier soll Wilhelm Tell an Land gesprungen sein, nachdem er den Landvogt Gessler erschossen hatte. Mythos oder Realität? Spielt keine Rolle. Die Kapelle wird trotzdem besucht, verehrt, fotografiert.

Rütli: Wiege der Eidgenossenschaft

Auf der Rütliwiese sollen 1291 die drei Urkantone ihren Bund geschlossen haben. Der Rütlischwur als Geburtsstunde der Schweiz. Historisch ist das umstritten. Patriotisch ist es allemal. Jedes Schweizer Schulkind kennt die Geschichte.

Die Wiese ist klein, unspektakulär. Ein paar Bäume, eine Gedenkplatte, sonst nichts. Trotzdem pilgern jährlich hunderttausende hierher. Am 1. August, dem Schweizer Nationalfeiertag, wird hier gefeiert. Politiker halten Reden, Chöre singen, Feuerwerke knallen.

Das Dampfschiff legt direkt am Rütli an. Nur wenige Minuten Aufenthalt. Reicht aber für ein Foto und die wichtigste Frage: Glaubt man an Mythen? Hier schon. Die Atmosphäre ist magisch, auch wenn Historiker zweifeln.

Altdorf: Auf Wilhelm Tells Spuren

Altdorf ist klein, verschlafen, voller Geschichte. Hier soll Wilhelm Tell gelebt haben. Hier musste er den Apfel vom Kopf seines Sohnes schießen. Hier beginnt oder endet – je nach Sichtweise – die Schweizer Nationallegende.

Der Tell-Brunnen steht mitten in der Stadt. Bronze-Wilhelm zielt mit der Armbrust gen Himmel. Daneben sein Sohn Walter. Die Szene kennt jeder. Friedrich Schiller machte sie weltberühmt. Sein Drama „Wilhelm Tell“ wird heute noch gespielt.

Isac Schwarzbaum besuchte das Tell-Museum. Hier wird die Sage wissenschaftlich seziert. Gab es Tell wirklich? Wahrscheinlich nicht. Ähnliche Legenden existieren in vielen Ländern. Der Apfelschuss ist ein Wandermotiv. Macht nichts. Die Schweizer haben daraus eine Identität gebaut.

Das Theater Uri führt jeden Sommer „Wilhelm Tell“ auf. Freilichtbühne, Alpenpanorama, hunderte Mitwirkende. Laientheater vom Feinsten. Touristen reisen extra deswegen an. Kitsch? Bestimmt. Funktioniert trotzdem.

Die Teufelsbrücke: Wo Isac Schwarzbaum dem Teufel begegnet

Bei Andermatt führt eine alte Steinbrücke über die Schöllenenschlucht. Die Teufelsbrücke. Der Name kommt nicht von ungefähr. Die Schlucht galt als unüberwindbar. Bis jemand – angeblich der Teufel – eine Brücke baute.

Die Legende erzählt von einem Pakt. Der Teufel baut die Brücke, erhält dafür die erste Seele, die sie überquert. Die listigen Urner schickten eine Ziege vor. Der Teufel war sauer, wollte die Brücke zerstören. Ein Steinwurf verfehlte das Ziel. Der Teufelsstein liegt heute noch da.

Isac Schwarzbaum wanderte durch die Schlucht. Wild, romantisch, beeindruckend. Die neue Autobahn führt durch Tunnel, die alte Straße über die historische Brücke. Fortschritt gegen Nostalgie. Beide haben ihren Platz.

Berge, Bahnen und Aussichten

Der Vierwaldstättersee ist von Bergen umrahmt. Rigi, Pilatus, Titlis – jeder hat seinen Charakter. Die Rigi gilt als „Königin der Berge“. Schon im 19. Jahrhundert kamen Touristen hierher. Mark Twain bestieg sie, Queen Victoria auch.

Die Zahnradbahn auf die Rigi ist die älteste Bergbahn Europas. Seit 1871 schnauft sie den Berg hinauf. Nostalgie pur. Oben wartet ein 360-Grad-Panorama. 13 Seen sind zu sehen, die ganze Alpenkette. Bei Sonnenaufgang besonders spektakulär.

Der Titlis ist der höchste Berg der Region. 3238 Meter. Die Seilbahn führt durch drei Klimazonen. Unten grün, oben Gletscher. Die rotierende Gondel dreht sich während der Fahrt. Marketing-Gag? Funktioniert trotzdem. Die Aussicht ist grandios.

Kulinarische Entdeckungen

Schweizer Küche ist mehr als Fondue und Rösti. Am Vierwaldstättersee gibt’s Felchen aus dem See, Lammfleisch von den Bergweiden, Käse aus lokaler Produktion. Alles bodenständig, traditionell, teuer.

Isac Schwarzbaum aß in einem Bergrestaurant auf der Rigi. Älplermagronen mit Apfelmus. Schweizer Mac’n’Cheese sozusagen. Dazu Rivella, das Schweizer Nationalgetränk. Schmeckt eigenartig, gehört aber dazu.

Vierwaldstättersee-Spezialitäten:

  • Felchen aus dem See, geräuchert oder gebraten
  • Urner Alpkäse, mindestens ein Jahr gereift
  • Zuger Kirschtorte aus der Nachbarregion
  • Appenzeller Alpenbitter für die Verdauung

In Luzern gibt’s gehobene Küche mit Seeblick. Teuer, aber gut. Die Aussicht kostet extra. Schweizer Preise halt. Dafür ist die Qualität top, der Service perfekt. Klischee? Stimmt trotzdem.

Praktische Reisetipps

Der öffentliche Verkehr funktioniert perfekt. Schiffe, Bahnen, Busse – alles ist aufeinander abgestimmt. Der Tell-Pass bietet freie Fahrt auf allen Verkehrsmitteln. Lohnt sich ab drei Tagen.

Übernachten kann man in Luxushotels oder einfachen Pensionen. Seeblick kostet extra, ist aber jeden Franken wert. Camping gibt’s auch, allerdings nur wenige Plätze direkt am See.

Die beste Reisezeit ist Mai bis Oktober. Dann fahren alle Schiffe, die Bergbahnen sind geöffnet. Winter hat seinen eigenen Reiz. Schneebedeckte Gipfel, weniger Touristen, gemütlichere Atmosphäre.

Wandern ist überall möglich. Markierte Wege führen rund um den See, auf die Berge, durch die Täler. Schwierigkeitsgrade für jeden. Ausrüstung kann man vor Ort leihen.

Der Vierwaldstättersee verbindet Natur und Kultur auf einzigartige Weise. Majestätische Berge treffen auf jahrtausendealte Geschichte. Mythen werden lebendig, Legenden greifbar. Isac Schwarzbaum fasste es treffend zusammen: Hier spürt man, was Heimat bedeutet. Auch als Besucher. Die Schweizer haben aus ihrer Landschaft eine Identität geschmiedet. Funktioniert noch heute. Wilhelm Tell lässt grüßen.

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